Dienstag, 9. Oktober 2018

Rezi - All die verdammt perfekten Tage von Jennifer Niven

Ist heute ein guter Tag um zu sterben?“
Das fragt sich Finch, als er auf dem Glockenturm der Schule steht, sechs Stockwerke über dem Boden. Doch dort oben, am Abgrund, trifft er auf Violet, die offenbar über das Gleiche nachdenkt. Violet beginnt, zu lernen, was Leben heißt, von einem Jungen, der sterben will. 
Damit beginnt wohl die schönste Geschichte über Freundschaft und Liebe, seit es John Green gibt. Wäre dieses Buch nicht besser und tiefsinniger, als alle John Green Bücher (gut, mit Ausnahme von The fault in our stars). Zeitweise habe ich mich ein bisschen an „Margos Spuren“ und „Eine wie Alaska“ erinnert gefühlt, auch wenn ich Eine wie Alaska noch nie etwas abgewinnen konnte (und hier diese Geschichte perfektioniert wird), und All die verdammt perfekten Tage alles ist, was mit Margos Spuren eins meiner bisherigen Lieblingsbücher auch und noch viel mehr ist, kann man sich vorstellen, wie unglaublich mich dieses Buch berührt und betroffen gemacht hat. Ernste Themen wie Depressionen und Suizid werden aufgegriffen, wunderbar behandelt und machen dieses Buch, genau wie die beiden unfassbar starken Protagonisten, zu einem Meisterwerk. Finch und Violet haben ihre ganz persönlichen Hintergrundgeschichten, die so gut dargelegt werden, und einem so tiefe Einblicke in deren Seele bescheren, dass man das Gefühl hat, die beiden zu kennen. Durch diese Hintergründe wird auch häusliche Gewalt und die tiefe, schier endlose Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen eingebracht und als Grundstein für die weitere Entwicklung der Handlung gelegt. Dazu kommen noch alltägliche Probleme der Highschool, Mobbing, sozialer Druck und Erfolgsdruck. Das mag jetzt alles sehr düster und traurig klingen, aber auf der anderen Seite, ist dieses Buch so wunderbar leicht und luftig, gleichzeitig tief philosophisch, oder gerade deswegen. Auch der Schreibstil ist wahnsinnig angenehm, das Abwechseln des Erzählens zwischen Finch und Violet hat dem Buch noch mehr Tiefe gegeben, obwohl ich diese Art der Erzählhaltung eigentlich nicht so gerne mag. Ich hab es verschlungen, weil mir die Charaktere so sehr ans Herz gewachsen sind und mich diese Geschichte sehr berührt hat, und kann jedem empfehlen, dabei die „Reading Soundtrack“ Playlist von Spotify zu hören. Bei mir kam genau zum richtigen Zeitpunkt Schindlers Liste, und ich bin gestorben vor Gänsehaut und emotionaler Aufgewühltheit. Die Darstellung von Hoffnung, die dieses Buch leistet, habe ich noch nie so gut gesehen. Das Buch zerreißt, schlägt dir in die Magengrube, zerfetzt dein Herz, und setzt doch alles wieder zusammen. Es ist unfassbar intensiv, fesselnd, tragisch und doch wunderschön.

Und genau aus diesen Gründen bekommt das Buch von mir meine Höchstwertung, 10/10 Punkte. Würde auch 11 geben, aber das sprengt mein System zu sehr. Riesige Empfehlung an alle.

Titel: All die verdammt perfekten Tage
Autor: Jennifer Niven
Seiten: 326
Preis: 9,99€

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