„
Ist
heute ein guter Tag um zu sterben?“
Das
fragt sich Finch, als er auf dem Glockenturm der Schule
steht, sechs Stockwerke über dem Boden. Doch dort oben, am Abgrund,
trifft er auf Violet, die offenbar über das Gleiche nachdenkt. Violet
beginnt, zu lernen, was Leben heißt, von einem Jungen, der sterben
will.
Damit
beginnt wohl die schönste Geschichte über Freundschaft und Liebe,
seit es John Green gibt. Wäre dieses Buch nicht besser und
tiefsinniger, als alle John Green Bücher (gut, mit Ausnahme von The
fault in our stars). Zeitweise habe ich mich ein bisschen an „Margos
Spuren“ und „Eine wie Alaska“ erinnert gefühlt, auch wenn ich
Eine wie Alaska noch nie etwas abgewinnen konnte (und hier diese
Geschichte perfektioniert wird), und All die verdammt perfekten Tage
alles ist, was mit Margos Spuren eins meiner bisherigen
Lieblingsbücher auch und noch viel mehr ist, kann man sich
vorstellen, wie unglaublich mich dieses Buch berührt und betroffen
gemacht hat. Ernste Themen wie Depressionen und Suizid werden
aufgegriffen, wunderbar behandelt und machen dieses Buch, genau wie
die beiden unfassbar starken Protagonisten, zu einem Meisterwerk.
Finch und Violet haben ihre ganz persönlichen
Hintergrundgeschichten, die so gut dargelegt werden, und einem so
tiefe Einblicke in deren Seele bescheren, dass man das Gefühl hat,
die beiden zu kennen. Durch diese Hintergründe wird auch häusliche
Gewalt und die tiefe, schier endlose Trauer nach dem Verlust eines
geliebten Menschen eingebracht und als Grundstein für die weitere
Entwicklung der Handlung gelegt. Dazu kommen noch alltägliche
Probleme der Highschool, Mobbing, sozialer Druck und Erfolgsdruck.
Das mag jetzt alles sehr düster und traurig klingen, aber auf der
anderen Seite, ist dieses Buch so wunderbar leicht und luftig,
gleichzeitig tief philosophisch, oder gerade deswegen. Auch der
Schreibstil ist wahnsinnig angenehm, das Abwechseln des Erzählens
zwischen Finch und Violet hat dem Buch noch mehr Tiefe gegeben,
obwohl ich diese Art der Erzählhaltung eigentlich nicht so gerne
mag. Ich hab es verschlungen, weil mir die Charaktere so sehr ans
Herz gewachsen sind und mich diese Geschichte sehr berührt hat, und
kann jedem empfehlen, dabei die „Reading Soundtrack“ Playlist von
Spotify zu hören. Bei mir kam genau zum richtigen Zeitpunkt
Schindlers Liste, und ich bin gestorben vor Gänsehaut und
emotionaler Aufgewühltheit. Die Darstellung von Hoffnung, die dieses
Buch leistet, habe ich noch nie so gut gesehen. Das Buch zerreißt,
schlägt dir in die Magengrube, zerfetzt dein Herz, und setzt doch
alles wieder zusammen. Es ist unfassbar intensiv, fesselnd, tragisch
und doch wunderschön.
Und
genau aus diesen Gründen bekommt das Buch von mir meine
Höchstwertung, 10/10 Punkte. Würde auch 11 geben, aber das sprengt
mein System zu sehr. Riesige Empfehlung an alle.
Titel: All die verdammt perfekten Tage
Autor: Jennifer Niven
Seiten: 326
Preis: 9,99€
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