Mittwoch, 8. Mai 2019

Rezi - Survive / Wenn der Schnee mein Herz berührt von Alex Morel

Wie durch ein Wunder überlebt Jane einen Flugzeugabsturz in den Rocky Mountains – und das obwohl sie sich auf diesem Flug auf der Bordtoilette das Leben nehmen wollte. Außer Jane hat es nur ein einziger weiterer Passagier geschafft, der Snowboarder Paul. Gemeinsam schlagen sie sich durch die eiskalte Wildnis, und Jane erkennt zum ersten Mal, dass sie leben will. 

Achtung: Buch nur noch gebraucht/als englisches eBook verfügbar 
Ein kurzweiliger, nur gerade einmal ca. 200 Seiten langer Roman mit doch relativ tiefgründiger Aussage – auch wenn die eher schlecht vorbereitet wird. Die Protagonisten sind schwach, da man sich weder in einen von beiden hineinversetzen kann, noch kann man Janes Depression und Suizidalität nachvollziehen. Natürlich hat jeder, der in irgendeiner Form psychisch krank/suizidal ist, seine eigenen Gründe, und die kann nicht jeder andere nachvollziehen. Jedoch ist das bei Jane komplett unverständlich. Ihr Vater hat sich das Leben genommen, als sie noch ein Kind war, ihre Großmutter väterlicherseits starb ebenfalls durch Suizid. Und nur weil sie aus einer Familie von Selbstmördern kommt, muss sie sich nun auch das Leben nehmen? Das ist ohne Witz der einzige vorgebrachte Grund. Unverständnis herrscht auch darüber, dass Jane nicht von den Psychologen gelesen werden kann – die ersten 70 Seiten handeln nämlich davon, wie sie aus der Psychiatrie, in der sie die letzte Zeit verbracht hat, „ausbricht“, indem sie sich so gut benimmt und so tut als würde es ihr gut gehen, dass sie an Weihnachten nach Hause fliegen kann. Ausgebildete Psychiater hätten irgendeine ihrer Lügen sicherlich aufgedeckt. So viel zum ersten Handlungsstrang. Die Geschichte fährt fort, sie besorgt sich vor Abflug Tabletten, sitzt im Flugzeug zufällig neben dem „doofen“ Snowboarder (der dann später erzählt, dass er als Skilehrer arbeitet), schreibt einen Abschiedsbrief an ihre Mutter, den sie in ihre Hosentasche steckt und der nie wieder erwähnt wird (hätte man aus sentimentalen Gründen ja tun können) und schließt sich auf der Bordtoilette ein. Durch den Absturz wird sie davon abgehalten, die Tabletten zu schlucken, diese fliegen ihr nämlich aus der Hand (später hat sie aber plötzlich wieder welche). Sie und Paul überleben den Absturz, und mit Beendigung dieses Handlungsstrangs haben wir die Informationen, die man über den Klappentext bekommt, abgedeckt und sind über der Hälfte des Buchs. Weiterhin begeben sich die beiden auf Überlebenskampf in den eisigen Rocky Mountains, und wie sie das meistern, will ich hier natürlich nicht spoilern. Das Ende hat mir zu wenig aufgedeckt, und generell war mir Jane als Protagonistin zu emotional kalt, nicht nur am Ende, sondern auch zwischendrin. Sie war zwar von den Leichen der Fluggäste etwas mehr ergriffen als Paul, der „aus Nervosität“ nur Witze gemacht hat, aber trotzdem ist man da gerade mit der psychischen Instabilität im Normalfall komplett abblockend oder sehr emotional labil – keine so eine „naja ist jetzt halt so, traurig, kann man nix machen, ist mir egal“ Haltung. Zwischendurch fehlen mir ein paar logische Zusammenhänge, wie ja auch schon ausgeführt, bzw. es fühlt sich so an, als wäre die Geschichte nicht ganz auserzählt. Man erfährt auch insgesamt recht wenig über die beiden Protagonisten, familiär weiß man letztlich einiges, aber über sonstige Haltungen, Meinungen, Sympathien überhaupt nichts, wo man aber natürlich sehen muss, dass das Buch knapp die 200 Seiten Marke geknackt hat, und auf den wenigen Seiten natürlich nicht die Auserzählung erwarten kann.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, für eine Ich-Erzählerin hätte ich mir ein bisschen mehr Einblick in das Gefühlsleben der Protagonistin gewünscht.
Trotz allem Negativen hat mir das Buch gefallen und mich emotional mitgenommen, ich hab am Ende auch wirklich ein paar Tränen vergossen, auch weil mir schleierhaft ist, wie man als Autorin so ein Ende schreiben kann – nicht weil es nicht ganz happy ist, das auch, sondern vor allem weil so wenig fertig erzählt wurde. Von mir bekommt es 5/10 Punkte.

Titel: Survive – Wenn der Schnee mein Herz berührt
Autor: Alex Morel
Verlag: Ink
Preis: Nicht mehr neu verfügbar

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